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MÄNNERWELT IT ?!
FRAUEN IN DER DIGITALWIRTSCHAFT.

Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in der IT unterrepräsentiert sind. Bedeutet das aber auch, dass es Frauen in der IT nicht leicht haben – oder hat es durchaus Vorteile? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir im Lobster HQ ein Round-Table-Gespräch mit sieben sachkundigen IT-Kolleginnen veranstaltet und offene und sehr aufschlussreiche Antworten erhalten.

Teilnehmerinnen am Runden Tisch: Suelyne Batista (Software Development, Lobster PRO), Ayleen Bocretsion (Head of Technical Consulting, Lobster PRO), Anne Cybok (Technical Consulting, Lobster Logistics Cloud), Dr. Maria Gonik (IT Projekt-Management, Lobster PRO), Svenja Fischer (CTO, Lobster Logistics Cloud), Barbara Huber (Support, Lobster DATA), Katja Wacker (Technical Consulting, Lobster PRO)

Vielen Dank für eure Bereitschaft, eure Erfahrungen als Frauen in der Tech-Branche mit uns zu teilen. Beginnen wir mit der Klassiker-Frage: Wusstet ihr schon immer, dass ihr in der IT arbeiten wollt oder wie seid ihr hier gelandet?

Maria: Ich hatte schon in Schule Interesse an Informatik. Das war etwas, was mir Spaß gemacht hat. Ich fand es toll, dass für die IT-Lösungen eine praktische Umsetzung gab. Die Übertragung der physischen Welt in digitale Modelle hat mich einfach fasziniert.

Anne: Mein Interesse an Informatik hat viel mit meiner Erziehung zu tun. Mein Vater war in der IT-Branche tätig, und wir waren eine der ersten Familien in Deutschland, die einen Internetanschluss hatten. Ich erinnere mich noch genau, wie mein Vater mir und meinen Brüdern das „www“ zeigte und wie es funktioniert.

Katja: Bei mir war es ein bisschen anders. Ich habe erst vor zwei Jahren in die Branche gewechselt und hatte mir zuvor nie überlegt, tatsächlich im Bereich Programmierung tätig zu werden. Allerdings habe ich ursprünglich in der Medientechnik gearbeitet – die auch ziemlich männerlastig ist.

Ayleen: Ich bin meine Berufswahl eher geplant angegangen – hab mich hingesetzt und für mich analysiert, wo ich wohl das meiste Potenzial für eine spannende und lukrative Karriere hätte. IT schien da ein Selbstläufer zu sein.

Svenja: Ich bin fast zufällig in der IT gelandet! Eigentlich wollte ich an einer Einführungsveranstaltung für Wirtschaftswissenschaften teilnehmen. Als ich ankam, hatten die schon angefangen. Also habe ich mich stattdessen in den IT-Begrüßungsvortrag gesetzt und war am Ende so begeistert, dass ich beschlossen habe, mich einzuschreiben!

Könnt ihr kurz erzählen, wie eure Arbeitstage bei Lobster so aussehen?

Suelyne: In meiner Arbeit geht es darum, unsere Softwarelösungen zu analysieren und Fehlern vorzubeugen, sie zu lösen und alle Szenarien abzudecken. Unser Team konzentriert sich zudem darauf, die Möglichkeiten unserer Softwarelösungen ständig zu erweitern.

Katja: Ich persönlich beschäftige mich weniger mit Konfiguration und Code, sondern mehr mit Projektmanagement. Kein Tag ist gleich, da ich immer mehrere Projekte in unterschiedlichen Phasen der Fertigstellung betreue. Vor zwei Jahren habe ich zusätzlich die Verantwortung für das Project Management Office übernommen, so dass ich jetzt intern die erste Anlaufstelle für alle neuen Projekte bin und den Austausch mit Abteilungen wie Support, Infrastruktur und Vertrieb organisiere.

Barbara: Ich bin auch Ansprechpartnerin, aber hauptsächlich für unsere Kunden. Ich löse Probleme und berate über Teams oder das Telefon. Allerdings ist das nicht alles nach außen gerichtet. Ich helfe auch den Kollegen bei Lobster intern, wenn sie Probleme haben.

Svenja: Meine Arbeit ist auch unglaublich abwechslungsreich. An manchen Tagen arbeite ich an einem Pitch für einen potenziellen Kunden, an anderen Tagen leite ich einen Kunden-Workshop oder ein Team-Meeting – ganz unterschiedlich.

Eurer Meinung nach: Was hält Frauen davon ab, in die Tech-Branche zu gehen? Dort erfolgreich zu sein?

Katja: Ich persönlich sehe keinen Grund, warum Frauen in der Technologiebranche keinen Erfolg haben sollten. Es stimmt: Alle Tech-Gurus, die wir in den Medien sehen, sind Männer. Aber ich habe meine bisherige berufliche Laufbahn immer in recht männerdominierten Branchen verbracht und hatte immer das Gefühl, dass mir Rollen aufgrund meiner Erfahrung zugeteilt wurden.

Svenja: Dem stimme ich zu. Man darf auch nicht vergessen, dass IT-Lösungen für Menschen gemacht sind. Das heißt, für Männer und Frauen. Es geht um ein positives Benutzererlebnis, die Einbindung aller Mitarbeiter in die Digitalisierung. Deshalb ist die männliche und weibliche Perspektive wichtig. Der Mensch steht viel mehr im Mittelpunkt von IT als wir glauben.

Anne: Ich glaube, die IT hat da ein Marketingproblem – von außen sieht man nicht viele Frauen. Also denken vielleicht viele, in dieser Branche arbeiten nur Männer und es sei noch komplizierter Familie, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. Für mich bedeutet zum Beispiel Teilzeit-Arbeit zum einen alle Aufgaben zu erledigen, zum anderen Grenzen zu setzen. Da hört man schon mal „Ach, du hast schon frei?“. Das muss man mit Humor nehmen.

In Deutschland gibt es in mehr als jedem zehnten IT-Unternehmen keine einzige Frau im Team. Was können wir tun, um mehr Frauen zu ermutigen, in der Tech-Branche zu arbeiten?

Maria: Ich denke, dass die Vielfalt der Rollen in der Tech-Branche nicht genug bekannt ist. Als Frau in der IT muss man nicht nur programmieren. Die Leute vergessen, dass IT-Firmen wie jedes andere Unternehmen auch sind. Sie brauchen Marketingspezialisten, Vertriebsmitarbeiter, Projektmanager, HR-Teams usw. Ich glaube auch, dass wir betonen sollten, wie schnell der Quereinstieg in IT-Berufe ist, vor allem wenn man Linguistik oder Kommunikationswissenschaften studiert hat. Ich kenne mehrere Kolleginnen, die diese traditionell weiblichen Fächer studiert haben, von den Aussichten und der Bezahlung nicht begeistert waren – und schließlich in die IT-Branche gewechselt sind und jetzt ein Vielfaches ihres früheren Gehalts verdienen.

Anne: Technologie-Unternehmen suchen nach Fachkräften und bieten Frauen häufig flexible Jobmöglichkeiten an. Diese Flexibilität hat mir die Rückkehr ins Berufsleben viel leichter gemacht und bedeutet, dass ich mich auch um die Kinderbetreuung kümmern kann.

Ayleen: Dem stimme ich definitiv zu. Die Flexibilität in Bezug auf die Familienzeit ist wirklich gut. Ich denke auch, dass es toll wäre, unternehmensintern spezielle Mentoren zu haben. Idealerweise wären das andere Frauen, aber das heißt nicht, dass nicht auch Männer Verbündete sein können. Das ist natürlich eine Frage des Budgets, aber ich denke, dass auch KMUs von einer Person oder einem Team profitieren könnten, das sich dafür einsetzt, dass die Belange von Frauen mehr Gehör finden.

Svenja: Ich denke auch, dass wir mehr Kommunikation über den Erfolg von Frauen in der Tech-Branche brauchen. Ich höre immer wieder großartige Podcasts für Frauen in der Wirtschaft wie „Fast & Curious“ mit Lea-Sophie Cramer und Verena Pausder. Aber ich habe noch nichts gefunden, das sich speziell mit Frauen in der IT beschäftigt hätte.

Wenn ihr zurückblickt, gibt es einen Ratschlag, den ihr euch zu Beginn eurer Karriere gewünscht hättet?

Anne: Ich wünschte, ich hätte jemanden gehabt, der mir sagt, dass ich einfach auf mein Bauchgefühl hören und weitermachen soll. Meiner eigenen Einschätzung vertraue, auf dem richtigen Weg zu sein.

Svenja: Das sehe ich genauso. Bleibt einfach entspannt. Seid präsent in Meetings. Eine Frau in der IT zu sein, ist auch ein USP.

Maria: Ganz genau! Habt nicht das Gefühl, euch ändern müssen, um dazuzugehören. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass die Atmosphäre in Meetings weniger aggressiv und höflicher ist, wenn ich mich bewusst weiblicher verhalte.

Ayleen: Dem kann ich nur zustimmen. Setzt auf eure Stärken als Person, aber findet auch Verbündete. Zu wissen, wer hinter einem steht, kann nie schaden.

Suelyne: Ich wünschte, ich hätte schon zu Beginn gewusst, dass ich viel Anerkennung für meine Arbeit bekommen würde. Und: Es ist zwar unglaublich wichtig, ein Teamplayer zu sein, aber man muss auch für sich selbst eintreten können.

Barbara: Mein Ratschlag betrifft eher den Lebensstil. Man vergisst leicht, sich zu bewegen, wenn man viel zu tun hat… also würde ich sagen, nehmt euch Zeit dafür. Wie in allen Branchen.

Liebe Kolleginnen, das war ein unglaublich aufschlussreiches Gespräch. Ich danke euch für eure Zeit und die offenen Antworten.

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