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VÄTER UND ERZIEHUNGSURLAUB.

WIE BRINGT MAN(N) FAMILIE, FINANZEN & ERWARTUNGSHALTUNGEN UNTER EINEN HUT?

Kurz nach Einzug in die neue Lobster Firmenzentrale wurde unter allen Mitarbeiter:innen eine Umfrage zur Nutzung eines freien Raums durchgeführt: „Wollt ihr lieber Fitness oder Kinderbetreuung?“ Eine sehr große Mehrheit sprach sich damals für die Sport-Möglichkeit aus. Fair enough. Aber wie organisieren sich eigentlich Paare, die ihre Kinder nicht direkt am Arbeitsplatz betreuen lassen können? Und wie stark sind Männer inzwischen in Familienarbeit im Alltag eingebunden? Wir haben drei junge Väter bei Lobster gefragt, welche Lösung sie gefunden und welche Erfahrung sie in ihrer neuen Rolle gemacht haben.

Andreas (35) Software-Entwickler bei Lobster PRO – ein zweijähriges Kind

„Zwei Monate Elternzeit zu nehmen, war für mich die richtige Entscheidung. Bislang gab es eigentlich keine schönere Zeit als die nach der Geburt, die wir zusammen als Familie erleben konnten.

Nach den ersten vier Wochen ist meine Partnerin für 12 weitere Monate daheim geblieben und arbeitet heute wieder zu 60%. Ich habe direkt nach der Geburt einen Monat und nach einem halben Jahr einen weiteren Monat Elternzeit genommen – um zu unterstützen, aber auch, um eine noch engere Beziehung zu unserem Kind aufzubauen. Ich lese auch viel über kindliche Entwicklung, damit ich alle Phasen besser einschätzen kann und manche Verhaltensweisen nicht als persönlichen Angriff missverstehe. Außerdem wollte ich im Alltag mit dabei sein. Von Anfang an. Wenn unser Kind hinfällt, dann ruft es zum Beispiel auch nach Papa. Das freut mich. Selbst wenn das bei Umstehenden oft Belustigung auslöst, weil sie es immer noch außergewöhnlich finden, dass Kleinkinder, wenn sie Hilfe brauchen, nach dem Vater rufen und nicht nach der Mutter. Ich war mit unserem Kind auch gerne in der Krabbelgruppe – oft als einziger Mann. Die Frauen fanden das nicht komisch. Im Gegenteil, für alle war es interessant, über manche Themen in dieser Konstellation zu sprechen und nicht nur unter Frauen. Oder für mich nur mit anderen Männern.

Bei einem zweiten Kind würde ich wirklich gerne länger in Elternzeit bleiben oder sogar die Rollen tauschen. Aber tatsächlich machen, kann ich es leider nicht. Die Software-Entwicklung ist so schnelllebig, dass schon nach sechs Monaten das Nachhol-Pensum immens wäre. Wir sind bei Lobster PRO nur zwei Haupt-Entwickler, da ist jede Abwesenheit für den anderen Kollegen belastend. Das darf man nicht vergessen.

Es gibt in meinen Augen einfach keine ideale Lösung. Familienarbeit kann man nicht wirklich gerecht aufteilen, nach dem Motto „Das nächste Kind kriegst dann du.“ Aber es wäre toll, wenn Arbeitgeber Elternzeit proaktiver unterstützen und sagen würden: ‚Für jedes Kind in der Familie bekommst du jedes Jahr x Urlaubstage dazu‘. Oder großzügige Home-Office-Regelungen anbieten. Wir wohnen zum Beispiel auf dem Land und die Kita bietet nur bis mittags eine Betreuung. Hinzu kommt, dass gerade kleine Kinder oft krank werden und man sie in dieser Zeit in keine Betreuung geben kann. Drei Tage Präsenz bei Lobster wären daher für uns im Augenblick nicht machbar – selbst nicht mit Unterstützung durch die Großeltern.

Jonas (40) Mitarbeiter Vertrieb bei Lobster DATA – ein 16 Monate altes Kind

Meine Partnerin und ich waren und sind beide voll berufstätig und haben uns deshalb für ein Jahr Elternzeit im 50/50-Modell entschieden. Vier Wochen direkt nach der Geburt waren wir beide für das Kind da, dann meine Partnerin weitere 5 Monate. Die zweite Hälfte habe ich übernommen, mit einem Monat Überschneidung. Unsere Tochter ist jetzt in der Kita und wir holen sie wechselseitig am Nachmittag ab. Allerdings mit Unterstützung der Großeltern.

Durch die Entscheidung, ein halbes Jahr in Elternzeit zu gehen, kann ich für unser Kind im Alltag verantwortlich sein. Dahinter steckt natürlich die Hoffnung, dass man als Familie gut zusammenwächst. Denn durch die Geburt des Kindes beginnt ja auch ein ganz neues Kennenlernen im Paar.

Die Rückkehr an den Arbeitsplatz von Null auf Hundert würde ich übrigens nicht wieder so machen, sondern die ersten zwei, drei Wochen langsamer einsteigen. Man war ein halbes Jahr nicht da. Die Welt hat sich weiterbewegt, alle Kollegen hatten zu tun – und plötzlich sitzt man wieder an seinem Platz. Darauf müssen sich alle erstmal einstellen. Wie wird man nach der Elternzeit wahrgenommen? Wie ist die Arbeit, die man übergeben hat, weitergeführt worden? Denn natürlich gibt es Unterschiede in der Art der Bearbeitung. Auch damit muss man als „Rückkehrer“ umgehen. Bei uns im Team gab es nach der Elternzeit ein Onboarding und Update für mich. Da war ich sehr dankbar. Aber zurück an den Arbeitsplatz zu gehen, war echt ein Schritt.

Viele meinen ja, dass längere Elternzeiten von fehlendem, beruflichen Ehrgeiz zeugen. Die Aussage stimmt für mich so überhaupt nicht. Für mich ist Familie gleichzusetzen mit Ehrgeiz. Denn die Familie muss ja auch funktionieren. Sich für die Familie zu engagieren, heißt nicht, keinen Bock auf Arbeit zu haben. Im Gegenteil – das Engagement im Job ist auch für die Familie wichtig, denn man muss sie ja finanzieren können. Und mit Null Bock kann man nichts finanzieren.

Deshalb würde ich bei einem zweiten Kind nochmal in Elternzeit gehen. Definitiv. Aber länger auf keinen Fall, vielleicht sogar ein bisschen kürzer. Insgesamt war die Elternzeit für uns sehr richtig und wichtig – obwohl man im Moment natürlich nicht sagen kann, ob sie letztendlich zu einer guten Eltern-Kind-Beziehung führen wird.

Max (34) Business Development Manager Lobster Gruppe – ein 10 Monate altes Kind

Unser Kind wurde geboren, zwei Monate bevor ich zu Lobster gekommen bin. Ich habe vier Wochen Elternzeit im Geburtsmonat genommen und nehme jetzt im Juni noch einmal vier Wochen. Aktuell übernimmt meine Frau die Betreuung unseres Kindes zu Hause und bezieht Elterngeld.

Ich unterhalte mich viel mit Kollegen und Freunden über die Frage, wie man Familie, Kindererziehung und Finanzielles am besten plant. Und stelle immer wieder fest, dass die Frage, was „richtig“ ist, immer eine hochindividuelle Sache ist. Da gibt es keine perfekte Antwort. Denn bei der Entscheidung spielen in jeder Familie so viele unterschiedliche Realitäten eine Rolle. Was möchten die Eltern für das Kind? Möchte ein Partner lieber zu Hause bleiben als der andere? Können Großeltern unterstützen? Verdient ein Partner wesentlich besser als der andere? Muss ein Darlehen abbezahlt werden? Kann man eine längere Elternzeit finanziell überbrücken? Wie kompliziert ist der Wiedereinstieg in den Beruf? Bei mir im Business Development in der IT zum Beispiel passiert in kurzer Zeit sehr viel – da könnte es sein, dass man den Anschluss verliert, wenn man lange wegbleibt. Nicht, dass es unmöglich wäre, aber man sollte vorher gut darüber nachdenken. Es kommt auch darauf an, was die beiden Partner für Karrierepläne haben. Soll es weiter „steil“ nach oben gehen oder will man „nur“ sein Niveau halten? Möchte man Karriere machen, dann, denke ich, ist eine längere Auszeit für beide Geschlechter heutzutage immer noch nicht förderlich.

Die Entscheidung für oder gegen eine Familienauszeit hängt auch damit zusammen, ob es das erste Kind ist oder man schon Erfahrung hat. Kinder stellen ja das komplette Leben auf den Kopf. Ich hatte vor der Geburt viel Respekt vor diesen unbekannten Anforderungen. Ich glaube, Frauen entwickeln schon während der Schwangerschaft eine sehr enge körperliche Beziehung zu dem Kind, bei Männern beginnt sie erst so richtig mit der Geburt. Da gibt es plötzlich ein neues Wesen in deinem Leben und du musst die Interaktion erst lernen. Auch die Beziehungsdynamik ändert sich.

Wenn ich an ein zweites Kind denke und finanzielle Erwägungen gar keine Rolle spielen würden, dann könnte ich mir mit meiner gewonnenen Erfahrung vorstellen, wesentlich länger in Elternzeit zu gehen. Auch eine Teilzeitbeschäftigung mit zum Beispiel drei Tagen die Woche wäre für mich durchaus denkbar. Väter in Führungspositionen, die richtig lange in Elternzeit gehen, kenne ich in meinem Bekanntenkreis allerdings keine. Ich glaube, viele Familien würden sich für längere Elternzeiten entscheiden, wenn eben nicht auch die finanzielle Frage im Raum stünde. Und wenn die Erwartungshaltung der Gesellschaft, was einen Mann ausmacht und wie er funktionieren soll weniger klassisch wäre. Denn auch wenn sich die Konventionen langsam ändern: Nach meiner Erfahrung sollen Männer in der Arbeit eben doch unverändert weiter funktionieren, auch wenn die private Situation nun eine ganz andere ist und sie körperlich und emotional belastend sein kann. Aber auf die Energie, die es für Arbeit und Privatleben braucht, haben Mutter und Kind als Erstes Anspruch.“

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