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LOBSTER AUF DEM LOGISTICS SUMMIT 2022 IN HAMBURG.

Angesichts von Lieferkettenproblemen bedingt durch Corona, Ukraine-Krieg, prekärer Energieversorgung und Inflation steht die Logistik mehr und mehr im Fokus von Wirtschaft, Öffentlichkeit und Politik.

In diesem Kontext fand vergangene Woche am 5. und 6. Oktober der Logistics Summit 2022 in Hamburg statt. Und die Lobster Gruppe war mit dabei. Mit Lobster_data, Lobster_pro und logistics.cloud. Mit ihren zahlreichen Lösungen für nahtlose Datenintegration und Prozessautomatisierung. Mit mehr als zwanzig Jahren Erfahrung im Bereich Logistik. Neben zahlreichen Gesprächen mit Kunden, Geschäftspartnern und anderen Ausstellern, blieb zum Glück Zeit für den Besuch interessanter Events und Diskussionsrunden.

Besonders lehr- und erkenntnisreich waren zwei Panels zur Intralogistik und zur Digitalisierung in der Logistik im Allgemeinen. Hier eine Zusammenfassung der unserer Meinung nach wichtigsten Ausführungen führender Experten der Branche.

IT IN OT INTEGRIEREN!

EVENT 1: DISKUSSION DER INTRALOGISTIK EXPERT:INNEN

Teilnehmende: Alexander Tesch, Lufthansa Technik Logistik; Katrin Pomp, Otto Group; Victor Kaupe, BASF; Alexander Baladin, Bosch healthcare Solutions, Lukas Lederle, Unternehmensgruppe Theo Müller; Dennis Schiemann, Lindt & Sprüngli; Moderation: Markus Gorlt, Ferag

Die Ausgangsfrage dieses Forums lautete: Wie bringen führende Unternehmen ihre Intralogistik mit moderner Hard- und Software auf das nächste Level? Dabei kristallisierten sich folgende Tendenzen in der Branche heraus:

Lager-Automatisierung als Zukunftstendenz.

Intralogistik lebt von hohem Durchsatz. Aber hoher Durchsatz setzt ein leistungsfähiges Arbeitssystem voraus. Diese Leistungserfordernis, so stellten die Teilnehmer fest, zwingt Unternehmen mittel- und langfristig dazu, immer mehr Automatisierungstechnik ins Lager zu bringen. Ein Trend, der sich im Übrigen auch daran erkennen ließ, dass Unternehmen aus den Bereichen Stapler- und Hochregalsysteme, Fördertechnik, Roboter und Exoskelette die Messelandschaft prägten. Denn angesichts des zunehmend spürbaren Mangels an Lagerfachkräften, braucht es Ersatz für menschliche Arbeitsleistung, das heißt mehr Technik. Mittlerweile sehen sich sogar manche Unternehmen gezwungen, gegen die Ergebnisse von Wirtschaftlichkeitsanalysen bei der Auswahl von Lagertechnik zu arbeiten. Die Frage „Ab wann lohnt es sich, in Technik zu investieren?“ verliert, nach Aussage eines Teilnehmers, gar komplett an Bedeutung: Denn fehlen die Fachkräfte, gibt es keine Alternative zur Technisierung und Automatisierung.

Fachkräftemangel – auf allen Ebenen.

Der Logistics Summit hat es eindrücklich gezeigt: Stapler- und Hochregalsysteme, Förderbänder, Etikettierer, fahrerlose Systeme, Transport-Roboter etc. stammen aus den verschiedensten Hardware-Häusern. Da jeder Anbieter seine Stärken und Schwächen hat, gilt es die besten Produkte für den eigenen Use Case sinnvoll zu kombinieren. Ein solches „Puzzle“ führt jedoch zu einem – ungeliebten – heterogenen Systemstand. Die Lösungen müssen – um ein erfolgreich automatisiertes Lager abzubilden – untereinander und zusätzlich mit dem Lagerverwaltungssystem kommunizieren können. Es gilt, die „IT mit der OT zu vernetzen“ – wie es einer der Teilnehmer auf den Punkt brachte. Was wiederum den Einsatz von Schnittstellen bedeutet, die implementiert und gepflegt werden müssen. Nur von wem? Denn IT-Experten fehlen ebenso sehr wie Lagerfachkräfte.

Integration heterogener Systemlandschaften.

Die Herausforderungen sind bei etablierten Unternehmen umso größer, da sie eine Historie haben – nicht nur im Hinblick auf ihr wirtschaftliches Wachstum, sondern auch in Bezug auf ihre IT-Infrastruktur. Genau wie alle anderen Bereiche sind auch die IT-Landschaften allmählich gewachsen – hier das ERP, dort das CRM oder WWS mit unterschiedlichen Kommunikationswegen und Datenformaten. Ganz zu schweigen von der Anbindung externer Partner und ihrer Systeme. Gerne würde man auf einem „Green Field“ arbeiten und die Hard- und Softwarelösung punktuell für die vorliegenden Anforderungen aufbauen. Doch die Realität sieht anders aus, denn IT-Legacy gibt ein „Brown Field“ als Arbeitsfeld vor. Die Pflege dieser fragmentierten Systemlandschaft, das Aufbrechen von Silos und die Vernetzung aller Stakeholder über Medienbrüche hinweg frisst hier also umso mehr Ressourcen: Nämlich Zeit, Geld und Nerven.

Der Mensch im Mittelpunkt von Automatisierung.

Um Automatisierung kommt – nicht nur in der Intralogistik – kaum jemand mehr herum. So lautete das Eingangsstatement. Aber vor lauter Automatisierungsdruck wird oft die Usability von Tools und Oberflächen vergessen. GUI als Abkürzung für Grumpy User Interfaces? Das kann wohl kaum die Lösung sein. Ansprechende, intuitive, sogar selbst gestaltete Oberflächen sind die Tür, durch die Mitarbeiter:innen gehen, um an Automatisierung und digitaler Transformation im Unternehmen zu partizipieren. Lust auf effiziente Workflows bekommen, die den Prozessen und Anforderungen im Unternehmen auch wirklich entsprechen und mit den bereits bestehenden Systemen kooperieren.  

DIGITALISIERUNG IN DER LOGISTIK

EVENT 2: DISKUSSION VON LOGISTIKLEITER:INNEN

Panel: Patrizia Schwalbe, Aurubis; Sunit Wahi, Goodlife Company; Christian v.d. Schulenburg, Siemens Smart Infrastructure; Nando Schulze, Bonprix; Matthias Schäuble, thermondo; Enver Cetin, Andreas Schmid Group; Moderation: Holger Meinen, storelogix by common solutions

In diesem Forum ging es um die Rolle, die digitale Lösungen und Tools für Unternehmen in der Logistik spielen. Es startete mit der provokanten Frage: „Digitalisierung? Warum dauert das eigentlich so lange?“. Verständlich, denn irgendwie arbeiten doch alle schon seit gefühlt zwei Jahrzehnten an der Digitalisierung. Wie kann es dann sein, dass Bestellungen immer noch gerne per Telefon aufgegeben werden und die Kommunikation mit Regierungsbehörden über Fax erfolgt? Die Diskussionsteilnehmer:innen formulierten hierzu verschiedene Herangehensweisen.

Ziel, Zweck und Implementierung digitaler Logistik.

Bei der Erörterung, was Digitalisierung in der Logistik eigentlich genau bedeute, kamen unterschiedliche, aber einander ergänzende Perspektiven zum Tragen.

Die allgemeine Aufgabe von Digitalisierung in der Logistik wurde darin gesehen, Daten vorzuhalten, auszutauschen, anzureichern, zu transformieren und weiterzugeben. Das ist die Kunst, in der sich vor allem Logistikdienstleister bewähren müssen. Denn nur wer Sendungsdaten standardisiert erhält, verarbeitet und weitergibt, kann einen reibungslosen Transportprozess anbieten und unterhalten. Dabei wurde die Schwierigkeit heterogener Systemlandschaften als typischer Pain Point benannt. Jedes Unternehmen bietet seinen eigenen „Fuhrpark“ an IT-Systemen auf – aus unterschiedlichen Softwarehäusern, mit unterschiedlichen Technologien und auf Basis unterschiedlicher Schnittstellenstandards. Mit diesem Flickenteppich müsse man jedoch leben, so eine Teilnehmerin, da heute ohne digitale Prozesse in der operativen Logistik kein Geschäft mehr zu machen sei.

Nach einer anderen Auffassung geht es bei Digitalisierung in der Logistik aber auch in besonderem Maße darum, Menschen und Prozesse sinnvoll miteinander zu verknüpfen – und zwar nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern über alle Netzwerkpartner hinweg (Kunden, Spediteure, Dienstleister, Regierungsbehörden etc.). Ganz automatisch bedingt diese Anforderung ihrerseits den Zwang zur Standardisierung. Dass Standardisierung jedoch Zeit braucht, hat vor kurzem die Diskussion um ein einheitliches Ladekabel in der EU gezeigt. Deshalb erscheint es sinnvoller, nicht auf Standardisierung zu warten, sondern lieber zu lernen, mit der Vielfalt umzugehen. Wie beispielsweise mit einer Software, die alle gängigen Formate und Vorlagen bereits standardmäßig verfügbar hält und damit die nahtlose Integration interner und externer Partner ermöglicht.

Erfordernis flexibler, skalierbarer Lösungen.

Eine einzige Lösung, die zu allen Szenarien passen würde, gibt es nicht. Kein „One-fix-for-All“. Die Prozesse und Anforderungen in den einzelnen Unternehmen sind so unterschiedlich, dass sie nicht mit einer Standardlösung in den Griff zu bekommen sind. Software-Häuser, die sich dem Ziel verschrieben haben, immer mehr Use Cases und Bereiche abzudecken, werden dabei immer breitere Lösungen produzieren müssen. Doch können sie auch Schritt halten? Die Welt der digitalisierten Logistik ist – wie es der Logistics Summit gezeigt hat – stark in Bewegung. Neue, innovative Start-Ups drängen mit teilweise bahnbrechenden Ideen auf den Markt. Und insbesondere die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie sehr digitale Produkte helfen können, Supply-Chain-Probleme zu lösen. In diesem Kontext nimmt Logistik innovative digitale Lösungen gerne auf und verbindet sie mit bestehenden IT-Systemen. Also vielleicht nicht „One-fix-for-All“, sondern „Many-fixes-for-Many“? Was wiederum zur Konsequenz hat, dass es auch in Zukunft heterogene Systemlandschaften gibt, die ohne nahtlose Integration nicht sauber funktionieren werden.

Unabhängigkeit und Self-Service.

„Many-Fixes-for-Many“ heißt für Unternehmen für ihre spezifischen Use Cases die jeweils beste Hard- und Software einzusetzen. Doch angesichts des Fachkräftemangels – insbesondere in der IT – ist die Frage, wer die entstehenden Systembauwerke pflegen und skalieren soll. Wo inhouse keine Entwickler vorhanden sind, müssen sie zugekauft werden. Das wiederum führt häufig in die Abhängigkeit von IT-Dienstleistern– mit den erwartbaren Bearbeitungszeiten und Kosten. Denn vom Entwicklermangel profitieren IT-Dienstleister. Besondere Betonung lag in der Diskussion daher auch darauf, die Abhängigkeit von IT-Dienstleistern im Rahmen von Digitalisierungsprojekten zu reduzieren beziehungsweise solche Maßnahmen in Eigenregie durchzuführen. Ideal wäre, IT-Landschaften von Unternehmen und Partnern wie ein Netzwerk aufzubauen, in dem Teile einfach an- und ausgeschaltet werden können – je nach Bedarf und lokalen Anforderungen. Also eine Systemintegration zu leisten, in der trotz aller Komplexität auch schnell mal was geändert werden kann.


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